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Riester: Globalisierung sozial gestalten

SPD bezeichnet "Roten Treff" als Erfolgsgeschichte

6.8.2005 - Harald Kraus

"Im Gegensatz zur CDU, die wahrheitswidrig behauptet, sie hätte den einzigen Politischen Stammtisch in Eislingen, reicht beim "Roten Treff" der SPD ein einzelner Tisch nie aus", erklärte am Donnerstagabend der Ortsvereinsvorsitzende Hartmut Komm. Er bezeichnete die monatliche Veranstaltung der Sozialdemokraten "als eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die nunmehr bereits ins achte Jahr geht". Ex-Arbeitsminister Walter Riester forderte vor dem Hintergrund der so genannten Globalisierung eine Verständigung und Verpflichtung über soziale Standards auf internationaler Ebene.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete befasste sich in seiner beim "Roten Treff" üblichen kurzen Einführung in ein Sachthema mit den sozialen Aspekten der Globalisierung und machte deutlich, dass eine Lösung der wirtschafts- und sozialpolitischen Proble-me nur durch die Entwicklung und Einhaltung von Standards, auf die sich die multi-nationalen Konzerne und die Nationalstaaten verständigen müssten, lösbar würden. Er verwies auf eine entsprechende Initiative, die er bereits während seiner Amtszeit als Arbeitsminister im Rahmen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ergriffen habe.

In diesem Zusammenhang habe sich aber, so Riester, zum Beispiel gezeigt, dass selbst die Gewerkschaften in den weniger entwickelten Ländern noch Bedenken ge-gen höhere Standards erhoben hätten, weil sie in den günstigeren Arbeitsbedingun-gen ihrer Länder einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der enormen Produktivität der Industriestaaten gesehen hätten. "Die Chancen dieser Länder auf dem Weltmarkt werden auch dadurch beeinflusst", so Riesters Schlussfolgerung.

Dennoch dürften die Bemühungen, die Sozialstandards international anzugleichen, nicht vernachlässigt werden. "Dies ist aber ein außerordentlich schwieriger und lei-der auch sehr langwieriger Prozess, auf den wir uns einstellen müssen", schätzte Riester die Lage ein. Dass solche Prozesse aber erfolgreich gelingen könnten, habe zum Beispiel die sozialpolitische Entwicklung in Südafrika gezeigt, wo sich vor einigen Jahren deutsche Unternehmen freiwillig verpflichtet hätten, in ihren Niederlassungen keine Apartheid mehr zuzulassen.

Auf dem Weg zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten, wissensbasierten Wirt-schaftsraum der Welt, wie ihn sich die Europäische Union bis 2010 zum Ziel gesetzt habe, müsse sich Deutschland, so argumentierte der Ex-Arbeitsminister, überzeu-gend positionieren und dürfe nicht hinter die Anstrengungen anderer EU-Mitgliedsländer zurückfallen. "Notwendige Umstrukturierungen können am ehesten dann umgesetzt werden, wenn die Menschen wissen, dass ihre häufig existenziellen Befürchtungen um ihre soziale Sicherheit, um den Arbeitsplatz, um ihre Gesundheit und um ihre Beschäftigungsfähigkeit gleichermaßen ernst genommen werden", sagte Riester weiter.

Vor dem Hintergrund weltweit vernetzter Wertschöpfungsprozesse, insbesondere durch moderne Informations- und Kommunikationstechniken, stünden Regionen, Märkte und Finanzen in einem unmittelbaren Wettbewerb, erläuterte der SPD-Abgeordnete. Globalisierung sei nicht nur ein ökonomisch relevanter Sachverhalt, sondern zugleich auch eine Entwicklung von sozialer und kultureller Dimension. "Die Menschen erwarten zu Recht, dass die Globalisierung auch für einen stärkeren sozia-len Zusammenhalt der Gesellschaft und für attraktive, Beschäftigung steigernde Ar-beitsbedingungen genutzt wird", führte der Sozialdemokrat aus.

Walter Riester bezeichnete die sozialpolitisch aktive Gestaltung der Globalisierung - "diese können wir nicht wegdiskutieren" - als eine Herausforderung, die erheblichen Aufwand an Zeit und Ressourcen erfordere und eine gesellschaftspolitische Aufgabe darstelle, die ein Nationalstaat alleine nicht bewältigen könne. Er betonte, dass sozi-aler Frieden und Stabilität ohne die kollektive Regelung von Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge undenkbar und die Kultur der Sozialpartnerschaft ein wichtiger Standortvorteil für Deutschland wäre.

 

Fotos: Weidmann/Ritz

 

    Vor dem roten Treff stand ein Rundgang bei Z+G, sowie ein Talk im Eiscafe auf dem Programm, hier dazu ein paar Bilder

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